Foto: Beate Albrecht

#6 Worte und Gedanken im Umgang mit Pferden

In der Kommunikation – sei es zwischen Menschen oder zwischen Mensch und Tier – sind Worte und Gedanken viel mehr als bloße Werkzeuge. Sie formen Beziehungen, beeinflussen Stimmungen und spiegeln unsere innere Haltung wider. Besonders in der Arbeit mit Pferden zeigt sich, wie tiefgreifend unsere innere Ausrichtung wirken kann.

Ein Zitat, das mich immer wieder berührt, lautet:

„So wie du über andere sprichst, sagt mehr über dich aus als über den anderen.“

Die Bedeutung von Worten und Gedanken

Pferde leben im Hier und Jetzt. Sie beobachten uns aufmerksam und nehmen jede kleine Veränderung in unserer Körpersprache, Stimme und Ausstrahlung wahr. Unsere Gedanken, auch wenn sie unausgesprochen bleiben, senden eine Energie aus – und genau diese spüren Pferde.

Ob beim Füttern, Putzen, bei der Stallarbeit oder im Training: Wenn wir mit ehrlicher Wertschätzung, innerer Ruhe und positiven Gedanken bei unserem Pferd sind, entsteht eine ganz andere Qualität der Verbindung.

Worte können dabei unterstützend wirken – als Ausdruck unserer Intention. Sie können beruhigen, motivieren oder einfach Präsenz zeigen. Doch es ist die innere Haltung, die sie trägt, die den Unterschied macht.

Kommunikation auf Vertrauensbasis

Meine Vision im Pferdetraining ist es, eine feine, auf Vertrauen basierende Kommunikation zu leben – und Menschen zu ermutigen und darin zu stärken, diesen Weg gemeinsam mit ihrem Pferd zu gehen. Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Verbindung. Nicht um Durchsetzen, sondern um Reflexion und Verständnis.

Sich der eigenen Gedanken und Worte bewusst zu werden, ist ein erster, wichtiger Schritt. Denn das, was wir denken, schwingt in allem mit, was wir sagen und tun. Wenn wir also Klarheit, Respekt und Achtsamkeit in unseren Gedanken tragen, überträgt sich das auf unsere Worte – und damit auch auf unser Pferd.

Gedanken formen unser Gefühl, Worte tragen unsere Energie – und Pferde nehmen beides auf.

Photo: Céline Rieck

Diese Worte erinnern mich daran, wie bedeutsam es ist, achtsam mit unserer Sprache umzugehen – nicht nur im Miteinander mit Menschen, sondern auch in Kontakt mit unseren Pferden.

Diese Tipps helfen dir, beides bewusst und liebevoll einzusetzen:

Gedanken: Innere Haltung ist Führung

1. Werde dir deiner Gedanken bewusst

  • Pferde spüren, was du denkst – nicht, was du vorgibst zu fühlen.
  • Wenn du denkst „Ich weiß nicht, ob das klappt“, wird dein Körper genau das ausstrahlen.

  • Übe, deine Gedanken in klare, positive Absichten zu lenken: „Ich bin ruhig. Ich bin klar. Ich bin für dich da.“
 

2. Gedanken sind Energie – sende sie bewusst

  • Negative Gedanken wie Ungeduld, Ärger oder Druck wirken wie Spannung im Raum.

  • Stell dir vor, du kommunizierst mit deinem Pferd gedanklich – mit einem inneren Bild oder einem leisen Wunsch. Oft genügt das schon.

 

3. Visualisiere das, was du willst – nicht, was du vermeiden willst

  • Statt „Bitte nicht wieder weglaufen“ → „Ich wünsche mir, dass du bei mir bist.“

  • Pferde reagieren besser auf Ziele als auf Vermeidungsbotschaften – genau wie wir.

Worte: Klar, ruhig, ehrlich

4. Worte sind Stimmungsträger

  •  Auch wenn dein Pferd die Wörter nicht versteht – dein Tonfall, deine Atmung, deine Stimmung sagen alles.
  • Worte wie „Gut so“, „Ich bin bei dir“, „Langsam“, „Alles okay“ wirken beruhigend – wenn sie gefühlt sind.

 

5. Sprich mit Respekt – auch innerlich

  • Wie denkst du über dein Pferd, wenn dein Pferd nicht so reagiert wie du es dir vorstellst? Sagst du innerlich: „Du bist stur!“ oder „Da haben wir uns missverstanden“?
  • Worte in Gedanken sind oft der Anfang von Missverständnissen. Übe, dein Pferd immer wieder in ein „gutes Licht“ zu stellen. Wohlwollend, wertschätzend, positiv.

 

6. Anerkennung bewusst einsetzen

  • Ein entspannter Moment der Ruhe, ein freundliches Wort, Raum geben oder Zuwendung im richtigen Moment wirkt oft stärker als alles andere.
  • Anerkennung verstärkt Verbindung – es macht sichtbar und spürbar: „Ich sehe dich. Ich bin zufrieden mit dir.“

Kurzum:
Stimmige Kommunikation entsteht im Innen wie im Außen

Wenn deine Worte nicht zu deiner Haltung passen, wird dein Pferd skeptisch – zu Recht.
→ Sagst du „Ruhig“, aber bist innerlich nervös, wird dein Pferd der Nervosität folgen.
→ Sagst du „Geh weiter“, aber zweifelst innerlich, wird dein Pferd zögern.

Stimmigkeit = Authentizität + Klarheit.

Und darauf bauen Pferde ihre Entscheidung, ob sie dir im Vertrauen folgen – oder nicht.

 

🐴 Impuls zum Ausprobieren:

Setz dich 2 Minuten zu deinem Pferd. Sag innerlich: „Ich bin ganz da. Ich sehe dich. Ich danke dir.“
Und dann beobachte, ob sich etwas verändert – in der Mimik, in der Spannung, in der Nähe.

Don´t waste your time - let your heart grow!

Photo: Céline Rieck

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